Auerbach – anno
Die Auer, schon vor fünfhundert Jahren erwähnt.
Vom Archiv der Stadt Bensheim wurde ich aufmerksam gemacht, dass der Name „Auer“ für den Bach, der unseren Ortskern durchfließt, nicht zutreffend ist.
Die Stadtteildokumentation Auerbach musste sogar ihre Plakate für die Ausstellung 2019 abändern und den Namen entfernen.
Begründet wurde diese Maßnahme mit zwei Schreiben, einmal vom Katasteramt Bergstraße von 1991 und vom Archiv der Stadt Bensheim von 2011. Beide an den Kur- und Verkehrsverein Auerbach gerichtet, in denen es heißt: Bei der Parzellenvermessung von Hochstädten 1840 und Auerbach 1842 wurde der fragliche Bachlauf von Hochstädten bis zur heutigen B 3 mit „Mühlbach“ und von der B 3 bis zur Einmündung in den Winkelbach mit „Ziegelbach“ bezeichnet. Am 15.04.2019 durfte ich mich überzeugen und bekam die Auskunft, die damaligen Eintragungen wären heute noch amtlich.
Diplom-Archivar Manfred Berg hatte damals dem Vorsitzenden des Kur- und Verkehrsvereins Auerbach, Karl Wilfried Hamel, der auch dem Ortsbeirat vorstand, vorgeschlagen, diesen Sachverhalt der Öffentlichkeit mit einer Publikation im Auerbacher Leben näher zu bringen. Hamel meinte jedoch: „Wir lassen uns nicht sagen, wie unser Bach heißt“ und überging die ganze Sache.
Jetzt nach vielen Jahren wird das Thema wieder akut. Deshalb habe ich aus meinem Privatbestand entsprechende Dokumente herausgeholt und zusammengestellt, damit der Name unserer lieben alten „Auer“ nicht aus der Geschichte verschwindet.
Schon als Schüler haben wir in der Heimatkunde gelernt, dass der Auerberg, das Dorf Auerbach und die „Auer“ zusammenhängen. Sie haben ihre Namen von den Auerochsen, die schon vor Urzeiten aus dem dichten Odenwald kamen, um aus dem klaren kräftigen Wasser unseres Baches ihren Durst zu stillen.
Schon vor der Parzellenvermessung waren in den Niederungen die „Auerlache“ und die „Auerbrücke“ bei Rodau in Plänen eingezeichnet.
Im Auerbacher Leben wurden 33 Orte mit dem Namen Auerbach aufgeführt, die auch fast alle von einem Auer-Bach durchflossen werden.
Unsere „Auer“ kommt aus dem Hochstädter Tal. Zwei Rinnsale werden dort als Auer-Quelle angenommen. Die eine an der Balkhäuser Grenze mit entsprechendem Schild, die andere hinter dem Emmerlingsborn, eine dritte „Drei Brunnen“ kommt von hoch oben im Melibokus-Wald. Insgesamt wird unser Bach von zehn Zuläufen gespeist, die gemeinsam im Mühltal durch den Mühlgrund fließen und über den Mühlgraben neun Mühlräder der Mehlmühlen antrieben. Was liegt da näher, als auch an dem Fließgewässer den Namen „Mühlbach“ einzutragen.
Ab der Frühmess jedoch, da wo die erste Auerbacher Kapelle stand, wird auch ein Ziehbrunnen bezeugt. Ab hier, wird unser Ortsbach seit Menschengedenken „Auer“ genannt und die Bezeichnung lassen wir uns auch nicht nehmen. Am heutigen Lommelplatz gab es früher eine Schleuse, da konnte das Wildwasser reguliert werden. Durch den Mühlgraben, der vom Wasserpfad begleitet wurde, floss das Wasser gemächlich zur Dorfmühle und wieder in der „Auer“ die Bachgasse hinunter bis zur Kronenbrücke. Hier unterquerte sie die Landstraße und trieb im Bangert noch einmal eine Porzellanfabrik an, die 1842 benannt und von Bürgermeister Tobias Krauß genehmigt wurde. Die „Auer“ kreuzte den Viehweg (Otto-Beck-Straße) und nahm weiter ihren Lauf in nordwestlicher Richtung zur „Auerlache“, unter der „Auerbrücke“ hindurch zum Winkelbach und mit ihm zum Rhein.
Als das alte versumpfte Neckarbett im 15. Jahrhundert trockengelegt wurde, entstand auf kürzestem Weg vom Bangert aus ein „Neuer Graben“ zur Bruchbrücke am Winkelbach.
Auch ein tiefer, breiter Landgraben zur Entwässerung der nassen Wiesen und Felder hatte in Auerbach seinen Anfang und zog sich durch das Ried,
An der Hauptstraße (heutige B 3) und am Viehweg hinunter gab es ein großes Gelände mit einer bekannten Ziegelei, das von der „Auer“ durchflossen und vom neuen Graben berührt wurde. Letzter Eigentümer war die Familie Brack. Auf ihm wurden die getrockneten, hartgebrannten Backsteine und Dachziegel aufgestapelt. Im Flur-Plan wird das Areal mit „Steingarten“ bezeichnet. Die Ziegelei siedelte in die Lettkaut um und am Neuen Graben entstanden weitere Ziegeleien, deshalb bekam das Gewässer den Namen „Ziegelbach“. Der Flurname „Zwischen den Bächen“ erinnert heut noch an die alten Bachläufe.
Alle gemachten Ausführungen sind zu belegen.
Ein Gewässerplan mit Neckarbett in ihm: „Die Auerbrücke bei Rodau“.
Kirchenbuch aus 1601 von Pfarrer Plaustarius*: „In der Auerlache, Die Ziegelhütte, Zwischen den Bechen“. *[Sein Name findet sich auf dem Taufstein der Auerbacher Bergkirche: Im Jahre des Herrn 1608 wurde dieser Taufstein errichtet, als Magister Tobias Plaustarius Pfarrer (an) dieser Kirche (Übersetzung der lateinischen Inschrift)]
Die Porzellanfabrik 1842: „Angetrieben durch die Auer“.
1499 „Die gemeine Bach“ ist die aus dem Hochstädter Tal kommende „Auerbach“.
Ziegelbach 17. Jahrhundert, Garten darauf der Ziegelofen stehet.
In etlichen Gedichten wird die romantische „Auer“ besungen.
Schriftverkehr von 1926 und 27 der Gemeinde Auerbach mit dem Kreis Bensheim und dem Denkmalpfleger in Darmstadt nur „Auer“ erwähnt.
1926 Tageblatt Darmstadt: Es ist doch unstreitig, daß Auerbach diesem Bach seinen Namen verdankt.
Herr Bänker vom Bergsträßer Anzeiger spricht dreimal vom „Auerbach“.
In den neuen Bensheimer Stadtplänen am Bach „die Auer“.
Weitere aufschlussreiche Unterlagen liegen noch im Archiv Bensheim sowie in Darmstadt.
Die Stadtteil-Dokumentation Auerbach könnte das Thema bearbeiten, mit dem Ortsbeirat besprechen und für sorgen, dass der Name „Auer“, der schon hunderte von Jahren alt ist, auch für die kommenden Generationen erhalten bleibt.
Fritz Krauß
Langjähriges Mitglied im Kur- und Verkehrsverein Auerbach und bei der Stadtteil-Dokumentation.
Veröffentlicht 2019 im "Auerbacher Leben"
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